Die Musikindustrie und moderne Medien bzw. Kommunikationstechnologien scheinen seit einigen Jahren irgendwie auf Kriegsfuß zu stehen. So berichtete die Rheinische Post in ihrer gestrigen Ausgabe, dass der Pianist Krystian Zimmermann ein Konzert in Essen abbrach, da ein Zuhörer mit einem Smartphone das Konzert gefilmt hatte.
Ja, und jetzt überlege ich: Sollte man Krystian Zimmermann die Marketing-Banane verleihen? Dafür spricht, dass mit dem Smartphone gefilmte und bei YouTube veröffentlichte Videos meist von einer derart grottenschlechten Qualität sind, dass – egal, ob Klassik oder Metal, Punk oder Pop – diese Videos keinesfalls einen echten Wettbewerb für hochwertige Tonträger darstellen. Im Gegenteil: Diese Videos machen höchstens neugierig auf den Besuch der Konzerte oder den Erwerb hochwertiger Tonträger der betreffenden Künstler. Insogern hat Krystian Zimermann die Marketing-Banane verdient.
Andererseits muss man ihm insofern Recht geben, als die Verbreitung von illegal kopierten Konzertmitschnitten, Filmen oder Musik natürlich eine Urheberrechtsverletzung darstellt und tatsächlich die Existenzgrundlage von Künstlern gefährden kann. Außerdem ist die Aktion ziemlich medienwirksam und somit auch geeignet, das Marketing von Krystian Zimmermann in eigener Sache zu beflügeln. Insofern hat er in Bezug auf das eigene Marketing eigentlich alles richtig gemacht und man müsste ihm somit die Marketing-Banane wieder aberkennen.
Ich zumindest habe gar nicht gewusst, dass es einen Pianisten namens Krystian Zimmermann gibt. Jetzt weiß ich es, was ja schließlich dafür spricht, dass der Mann in Bezug auf seine PR recht erfolgreich war.
Ja, irgendwie kann man es der Musikindustrie wohl nicht Recht machen. Denn natürlich wird YouTube auch fleißig zur Promotion in eigener Sache genutzt. Die Rheinische Post nennt im gleichen Beitrag das Beispiel der Berliner Philharmoniker. Diese nutzen YouTube mit kostenlosen Konzertausschnitten als Werbeträger für einen eigenen kostenpflichtigen Internet-Videokanal. Dort können sich Klassikfans für ein monatliches Abonnement 40 Live-Konzerte pro Saisaon und weiteres Exklusivmaterial ansehen.
Ein weiterer Klassiker dafür, wie auch die Musikindustrie die kostenlose Verbreitung von Inhalten über YouTube nutzt zeigt das folgende Beispiel: Denn die einzelnen Verlage zeigen dort ihre Musikvideos. Das folgende Video soll beispielsweise das neue Album der Künstlerin Tarja werblich unterstützen.
Ja, böses und gutes Internet gehen offenbar Hand in Hand.
Bildnachweis für das “Bananenbild”: Lizenzfreies Bild aus der Datenbank FreePhotosBank
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